Es ist der 3. Mai 1965:
”…Gegen 18 Uhr leuchtet die Schrift auf: Sicherheitsgurt anschallen! Und durch den Lautsprecher wird uns mitgeteilt: Regen und Sturm in Tokio.
Während sich das Flugzeug langsam von seiner immensen Höhe herabschraubt, glauben wir, ein Stück Weltuntergang mitzuerleben. Es wird pechschwarz um uns, als wir in die Wolkendecke eintauchen, der Sturm schaukelt den Riesenvogel hin und her. Wir atmen erleichtert auf, als unser Flugzeug endlich gegen 19:00 Uhr auf der Landebahn aufsetzt. Japan!…”
Kürzlich haben wir in der Pfarrei der Redemptoristen in Taniyama mit einem feierlichen Dankgottesdienst Jubiläum gefeiert. Vor 60 Jahren haben die drei Schwestern Sr. Katharina Gandl, Sr. Monika Erhard und Sr. Susanna Eberl japanischen Boden betreten. Bischof Nakana, P. Mori und P. Fukusaki haben mit uns Schwestern und einer Reihe von Gläubigen und auch Nichtchristen mit uns gefeiert.
Für Sr. Monika war dieses Jubiläum besonders bedeutsam, denn am 25. März 1965 legte sie im Kloster in Gars ihre ersten Ordensgelübde ab. Knapp ein Monat später brach sie bereits zu ihrer weiten Missionsreise nach Japan auf – in ein Land, das heute ihre zweite Heimat geworden ist.
Während der Feier schaute ich immer wieder auf jede der Jubilarinnen mit großer Ehrfurcht und empfand tiefen Stolz, Teil derselben Gemeinschaft zu sein. Still in mir erklang die Frage: „Könnte ich das auch – ans andere Ende der Welt gehen – und das für ein ganzes Leben?“
Die Feier wurde im Pfarrsaal mit einem festlichen Empfang, mit Dankesworten, Liedern und Tänzen fortgesetzt. Die Schwestern zeigten Bilder von ihrem Leben und Wirken. Alle waren eingeladen, einen Beitrag zu leisten. Das schuf eine offene und familiäre Atmosphäre.
Später lud mich Sr. Sawa ein, einige Worte zu sagen, und ich gratulierte im Namen der Generalleitung und aller Schwestern der Kongregation unserer japanischen Gemeinschaft zum Jubiläum. Ich dankte für den stillen und treuen Alltag. Denn bis heute beginnen die Schwestern ihren Tag zuverlässig um 5:30 Uhr und beenden ihn um 20:00 Uhr mit dem Gebet um ein Ende des Krieges in der Ukraine.
Mich beeindruckt sowohl ihre Ordensdisziplin als auch die Liebe und Treue, die so selbstverständlich in ihr Leben eingewoben ist.
Nach der Feier bemerkte ein Pfarrangehöriger zusammenfassend: „Das Fest war “warm und vertraut“, und eine Frau fügte hinzu: „So wie immer bei den Schwestern“.
„Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu geben.“ An diese Worte aus dem Evangelium musste ich denken.
Danke also euch, kleine und mutige Herde Christi – Sr. Sawa, Sr. Ando, Sr. Komuta,
Sr. Shimokawa, Sr. Katharina und Sr. Monika –, dass ihr damals und heute bereit seid, für Christus und seine Mission das Wertvollste zu wagen – euer Leben. Und ER selbst ist euer Lohn. Bleibt in seiner Liebe.
Sr. Teodora Shulak, Generaloberin, Stadl