Die Schwestern aus der Provinz Deutschland/Österreich sowie einige Mitglieder der EmmausWegGemeinschaft trafen sich wieder zur traditionell vor dem Palmsonntag stattfindenden Provinzversammlung. Diesmal befassten sie sich mit einem Thema, das nicht nur in den Ordensgemeinschaften aktuell ist: auch innerkirchlich und gesellschaftspolitisch werden nahezu täglich die Menschen mit Grenzen und Begrenzungen, Umbrüchen und Übergängen konfrontiert. Der Franziskaner P. Cornelius Bohl aus Fulda, selbst erfahrener Ordensmann, gab den Schwestern dazu spirituelle Impulse anhand von vier biblischen Figuren, die Grenzen, Wendepunkte oder Übergänge zu neuen Lebensabschnitten markierten.
Die Schriftstelle vom Kampf des Jakob am Fluss Jabbok weist auf die Erfahrung hin, dass ein Übergang vom Gewohnten in Unbekanntes, vom Alten ins Neue durchaus schmerzhaft sein kann und oft nicht ohne Verwundung geschieht. Dennoch – am Ende geht Jakob als Gesegneter aus dem Ringen mit Gott hervor.
Die greise Prophetin Hannah hat als Witwe eine neue Berufung erfahren: sie diente Gott Tag und Nacht im Tempel, heißt es in der Hl. Schrift. Mit Hingabe und Treue lebt sie diesen neuen Lebensabschnitt und darf am Ende das neugeborene Kind, den Erlöser, in den Armen halten.
In der Figur des Sämanns wird die Großzügigkeit und verschwenderische Hingabe Gottes deutlich: auch, wenn vieles vom Saatgut auf felsigen Boden, auf den Weg oder in die Dornen fällt – letztlich fällt auch immer ein Teil auf guten Boden und bringt vielfach Frucht.
Schließlich stand Maria Magdalena für die Fähigkeit der Selbstannahme mit den eigenen Grenzen und Begrenzungen: aus einer großen Dankbarkeit darüber, Vergebung und Annahme erfahren zu haben, ist sie fähig, Jesus in Treue auf seinem Weg zu folgen.
P. Cornelius regte durch seine Impulsfragen zu diesen biblischen Figuren die Schwestern an, sich mit Situationen ihres Lebens oder in der Geschichte der Gemeinschaft auseinanderzusetzen, in denen sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben. In den angeregten Gesprächen wurde spürbar, wie jede sich in irgendeiner Weise angesprochen und betroffen fühlte. Anhand der Figuren wurde deutlich: im Vertrauen auf Gott, im Sich-Einlassen auf die Zumutungen und Herausforderungen des Lebens und in der gelebten Treue zur eigenen Berufung kann Leben in jeder Phase gelingen – unabhängig von der jeweiligen Lebenssituation oder äußeren Faktoren.
Sr. Renate Drexler, Wien