Als ich zu Jahresbeginn in Japan verschiedene Rituale und Gottesdienstfeiern miterlebte, gingen mir Worte aus einem Gedicht von Christine Busta durch den Kopf:
„…………wir brauchen alle einen, der ………sich nicht verweigert,
einen, der redet, auch wenn er schweigt.“
„Wir brauchen alle einen“ – wir suchen nach einem Halt. Wir halten Ausschau nach Wegbegleitung durch Menschen, durch Worte, die uns vertrauend und hoffend in die Zukunft gehen lassen. Wir vollziehen Rituale, die uns stärken. Wir setzen Zeichen, die uns erinnern.
Ich denk an die Sternsinger, die hier bei uns von Haus zu Haus ziehen – sehe in diesen Tagen den Schriftzug über vielen Eingangstüren. In Japan ist es der Gang zum Shinto Tempel bzw. Schrein zum Neujahrstag; der Neujahrschmuck vor den Häusern, die Segnung der Sechsjährigen im Anbetracht des Schulbeginns in einigen Wochen.
Wir alle brauchen einen! Diese Sehnsucht teilen wir Menschen auf der ganzen Welt. Für mich war es ein Geschenk dieselbe Sehnsucht in unterschiedlicher Gestalt und Ausdruckform, in anderem Gewand erleben zu dürfen.
Ausgesprochen bereichernd war dabei auch die Begegnung mit Christen, von denen jeder seine persönliche Taufgeschichte erzählen kann.
Vor 15 Jahren, weil……………
Vor 10 Jahren, als ………….
Im Herbst, nachdem………
Berührende Glaubensbiographien, die mich aufrütteln in meinem selbstverständlichen Christsein seit Kindertagen. Neben manchen Geschenken hatte ich auf dem Rückweg auch den Nachklang dieser Begegnungen im Gepäck: wie komme ich wenigstens hin und wieder in Berührung mit der Kostbarkeit meiner Taufe? Wie vergegenwärtige ich mir immer neu den Wert und die Bedeutung – inmitten aller selbstverständlichen Glaubenspraxis?
Sr. Ruth Maria Stamborski, Stadl