Die Tage von Palmsonntag bis Ostern fassen existentielle Erfahrungen von uns Menschen zusammen. Der Blick auf Jesus zeigt uns, wie er die gesamte Spannbreite von Freude, Jubel und Zustimmung beim Einzug in Jerusalem am Palmsonntag bis hin zur tiefsten Einsamkeit und Dunkelheit am Karfreitag erlebt und erleidet.

Da gibt es Momente von intensiver Nähe und Vertrautheit – wenn wir an das Abendmahl, die Fußwaschung und das Gebet im kleinen Kreis im Garten Gethsemane denken. Auch auf dem Kreuzweg gibt es diese Begegnungen, die Zuwendung und Erleichterung schenken – wie der Moment als Veronika Jesus das Schweißtuch reicht oder Simon von Cyrene ihm die Last des Kreuzes erleichtert.

Unmittelbar nach dem innigen Zusammensein beim letzten Abendmahl folgen die Gefangennahme und der Prozess. In diesem Moment bricht die Freundschaft ab, weil Angst und Entsetzen alle in die Flucht schlägt. Jesus erfährt diese Verlassenheit so notvoll bis hin zu der Frage: „Mein Gott, mein Gott warum hast du mich verlassen?“ So formuliert es der Evangelist Markus.

Diese existentiellen Erfahrungen machen auch heute Menschen:

• dass Verraten- werden und im Stich gelassen werden, von Freunden auf die wir vertraut haben
• die Sorge um einen gerechten Prozess vor Gericht – in Ländern, die die Menschenwürde missachten
• das Zweifeln an Gott und seinem Wirken in dieser Welt und in meinem Leben
• die Angst vorm Alleinsein und Sterben

Wenn wir in der Liturgie der Karwoche auf Jesus und seine existentiellen Erfahrungen schauen, dann kann in uns das Vertrauen wachsen – ER ist bei mir in all meiner Not.

Sr. Lucia Schweiger, Waldkraiburg