Am 03.Oktober feiern wir Missionsschwestern vom Heiligsten Erlöser unseren Gründungstag. Im Jahr 1957 haben einige junge Frauen an diesem Tag ihr Noviziat begonnen und so die ersten mutigen Schritte gesetzt in unserer Geschichte…
Neben der redemptoristischen Spiritualität, die vom Sendungs- und Erlösungsgedanken des Hl. Alfons von Liguori geprägt ist, hat diese erste Gruppe damals die Heilige Theresia vom Kinde Jesus (Lisieux) als Patronin gewählt, deren Fest in der Kirche jedes Jahr am 01. Oktober begangen wird. 1927 wurde sie zur Patronin der Missionen ernannt und 1997 von Papst Johannes Paul II. zur Kirchenlehrerin.
Was hat diese Heilige, die vor mehr als 100 Jahren gelebt hat, mir – uns heute zu sagen?
Ich gebe zu, dass es nicht ganz einfach ist, hinter der uns etwas fremden Sprache und Frömmigkeit der damaligen Zeit, das zu entdecken, was meiner Meinung nach an Aktualität, Radikalität und Provokation auch in unserer Zeit nichts verloren hat.
Ihre Botschaft, die Theresia von Lisieux den „Kleinen Weg“ nennt, ist oftmals belächelt und verharmlost worden. Wer sich aber wirklich darauf einlässt, wird sehr schnell spüren, dass damit vielmehr als nur eine romantische Schwärmerei gemeint ist.
Am Ende ihres kurzen Lebens von knapp 25 Jahren hat Theresia ihre Sendung für die Welt erkannt: „Endlich habe ich meine Berufung gefunden, meine Berufung ist die Liebe.
Und weiter schreibt sie: Ich möchte die Welt durcheilen und das Evangelium verkünden. Lieben heißt alles geben und sich selbst mitgeben. Ich bereue nicht, mich der Liebe ausgeliefert zu haben.“
Der „Kleine Weg“ ist ein Weg der Hoffnung und der Heiligkeit. Er besteht wesentlich darin, einfach zu sein – mit Gott und mit sich selbst. Therese hat die Erfahrung gemacht, dass Gott ein barmherziger Vater ist, der uns alle liebt, der weiß, was uns fehlt, noch bevor wir darum bitten. Und dieser Vater, der uns so sehr liebt, hat kein anderes Verlangen, als von uns geliebt zu werden, denn:
„Er braucht unsere Werke nicht, sondern nur unsere Liebe.“
Vor Gottes Augen zählen nicht unsere Heldentaten. Wir müssen uns Gottes Liebe und Zuneigung nicht durch große Leistungen verdienen. Alles ist Gnade und Geschenk.
Wenn wir als Gemeinschaft in diesen Tagen auf unsere nun mehr als 60-jährige Geschichte dankbar zurück blicken dürfen, dann spüren wir ganz deutlich, dass es von Anfang an nicht unsere tollen Leistungen waren und sind, die wir da feiern. Wir schauen auf vieles, was gewachsen, aber auch was zerbrochen ist und was bruchstückhaft geblieben ist.
Es sind nicht die großartigen Verdienste, mit denen wir uns rühmen können.
Aber es sind viele Früchte gewachsen, für die wir einfach nur dankbar sein können. Wenn Menschen sagen: „ Wie gut, dass Ihr da seid, dass es euch gibt!“ dann ist sicher nichts Spektakuläres gemeint, sondern das ganz einfache Dasein, dort wo es nottut, ein gutes Wort, ein verstehender Blick, eine liebevolle Geste…
Ich denke, genau mit diesen kleinen Momenten stehen wir in guter Tradition mit unserer Patronin der kleinen Hl. Theresia und auch damit, was der Hl. Alfons wollte und was unsere redemptoristische Spiritualität ausmacht.
Wenn wir uns bei unserem letzten Generalkapitel wieder neu und bewusst dazu entschieden haben, unseren missionarischen Auftrag neu in den Blick zu nehmen, dann geht es wohl darum, im Alltag wach dafür zu sein, wo wir gebraucht werden, wo unsere Verfügbarkeit und Kreativität gefragt ist, damit wir den jeweiligen Situationen in entsprechender Weise begegnen können.
Möge unser Leben immer wieder ein ähnlicher Wahlspruch beseelen wie der, den die Hl. Theresia so formuliert:
„Sieh, die Liebe ist mein einziger Stern. In seiner Klarheit fahre ich dahin ohne Umweg. Ich habe meinen Wahlspruch auf mein Segel geschrieben: „ Leben aus Liebe.“
Sr. Margret Obereder, Generalat, Stadl