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Wir laden ein zu Veranstaltungen: Gesprächskreise, Meditationstage, Exerzitienkurse, geistliche Begleitung,…
Wir schätzen die Begegnung mit Menschen und suchen mit ihnen den Austausch über Leben und Glauben.

Aktuelles

Auf den Spuren des Heiligen Alfons von Liguori

Scala-6Eine bunte Mischung von zwölf Leuten war ab dem Pfingstmontag eine Woche miteinander auf den Spuren des Heiligen Alfons von Liguori unterwegs: vier Schwestern vom Heiligsten Erlöser, sieben Mitglieder der EmmausWegGemeinschaft, die den Schwestern eng verbunden ist, und eine Assoziierte der Redemptoristen aus der Provinz St. Clemens aus den Niederlanden, die uns ihre zweite Heimat in den Orten des Heiligen Alfons und ihre geistige Heimat in seiner Geschichte gezeigt hat.

Schon bevor die Reise überhaupt begonnen hatte, wurde die Gruppe herausgefordert, mit Unvorhergesehenem umzugehen.

Air Berlin hat den Flug der Zehn über München Anreisenden um sechs Stunden vorverlegt. Sr. Anneliese bescherte das die Möglichkeit, ihr organisatorisches Talent einmal mehr unter Beweis zu stellen (die Mails von ihr hatten im Betreff: „der frühe Vogel…“), alle anderen mussten früher oder schneller packen und fahren, was sehr kurze Nächte für manche zur Folge hatte.

Marianne, die schon in Scala – unserer ersten Unterkunft – war, machte sich ebenfalls früh auf den Weg und führte uns in Neapel zu Orten, die mit dem Heiligen Alfons in Verbindung standen, z.B. zu seinem Taufort und dem Krankenhaus der Unheilbaren, in dem Alfonso mit seinem Freund Gennaro Sarnelli ehrenamtlich gearbeitet hat.

Scala-3Wir haben einen Einblick in die vornehme und adelige Welt bekommen, in der die beiden Freunde aufgewachsen waren und in der Alfons auch als „Staranwalt“ Karriere machen sollte.

Fasziniert hat uns an verschiedenen Stationen in dieser Woche immer wieder, dass er den Menschen auf Augenhöhe begegnen wollte. Er hat seine Karriere als Anwalt und seinen Adelstand verlassen und ist arm geworden, in einfacher Kleidung gegangen, um den Menschen, die Hilfe brauchten, begegnen zu können.

Er hat in seinem Leben zwei Berufungen (Priester werden und eine Gemeinschaft gründen) erlebt, ist ihnen gefolgt, hat viele Rückschläge und Enttäuschungen erlitten und ist über viele Windungen, Hindernisse und Kurven in seinem Leben gegangen. (Da war unser vorverlegter Flug nur eine leise Ahnung davon…)

Nachdem am Nachmittag Sr. Anneliese aus Wien eingetroffen war und wir nach gefühlten Stunden unser eingestelltes Gepäck wieder hatten, machten wir uns auf den Weg nach Scala, das wir für fünf Tage genießen durften. Grüne Berge, atemberaubender Meerblick, ruhige Lage, herzliche Menschen und Treppen, Treppen, Treppen – was ja schon der Ortsname nahe legt (Scala: ital. Treppe, Leiter)

Scala-4Wir erkundeten den Ort und die Stationen im Leben des Alfons gleichermaßen.

Nahezu an jeder Station unserer Reise auf den Spuren von S. Alfonso fanden wir seinen Wahlspruch wieder.

„Copiosa apud eum redemptio“ – bei ihm ist Erlösung in Fülle! (Ps 130,7)

So z.B. in der Kapelle, die über „seine“ Grotte gebaut wurde. Sie war Alfons Zuflucht, Gebetsort und Heimat. Wir haben seine Wohnorte und die jetzt dort ansässigen Klöster der Redemptoristen und Redemptoristinnen besucht und sind auf den Berg Maria dei Monte gestiegen. Allerdings haben wir oben statt der Schafe und ihrer Hirten, derer sich Alfons angenommen hat, Kühe gefunden.

Amalfi, seinem Dom und dem Meer haben wir einen Besuch abgestattet (einige wenige haben auch getestet, ob es sich gut baden lässt) und über die üppige, blühende Vegetation gestaunt. Auch darüber, wie die Menschen hier den steilen Hängen „Felder“ auf Terrassen abtrotzen und das Leben mit waghalsigem Verkehr oder „Esel-Last-Transporten“ für Bauarbeiten im Hang bewältigen.

Berührt hat uns in unseren „Abendkapellen“ (schlichte Zusammenkünfte, wie sie Alfons im Dorf gepflegt hat mit Erzählen vom Tag und Gebet) am Esstisch in Scala oder später im Garten des Klosters von Ciorani die Menschenfreundlichkeit und Zugewandtheit des Alfons zu den Menschen.

Scala-5Über Pagani, dem Altenwohnort für Alfons und seinem Sterbe- und Begräbnisort sind wir nach Ciorani, dem ersten anerkannten Kloster der Redemptoristen gefahren, ein Dorf umgeben von Bergen (auf einem steht eine sehr, sehr alte Burg – manche haben sie erkundet vor dem Patroziniumsgottesdienst in der Klosterkirche). Es ist ein Dorf, dem man die Spuren des Erdbebens von 1980 noch ansieht. Die ehemalige Pfarrkirche S. Nicolo ist nur noch eine Ruine. Der Patron hat seine Heimat in der Klosterkirche gefunden. Kloster und Pfarrei sind zusammengewachsen.
Nebenan im Kloster, so zeigt uns mitunter sehr humorvoll P. Serafino, der jetzige Provinzial, die Räume, in denen S. Alfonso gelebt hat und erzählt uns auch, wie er gelebt hat. Mit einem Augenzwinkern berichtet er uns von Alfons‘ erstem Wunder, bei dem er einen riesigen Eichenstamm als Weinpresse an seinen Platz gebracht hatte, was zunächst einigen starken Männern nicht gelungen war.
Oder Alfons bat einen gelehrten Mitbruder ihn in der Predigt zu vertreten, weil er krank war. Dieser hat wie eine Enzyklopädie gepredigt. Alfons konnte mithören und bat einen anderen Bruder, den Prediger wegzuholen. Er war ihm zu wenig einfach – auf Augenhöhe mit den Menschen, die zu der Predigt kamen.

Die Orte und das Leben des Hl. Alfons haben uns beschäftigt, bewegt und berührt.

Und manchmal hat sich unterwegs, in einer Krypta oder auf einem Dorfplatz nahezu aus dem Nichts ein tiefes Gespräch zwischen uns entwickelt. Darin hatte das Leben des Alfons seinen Platz – oft war es auch Anstoß – dann auch Theologie, Psychologie – oder einfacher: wie ticken wir Menschen? – und was heißt das für unser Leben heute? Welche Werte sind uns (immer noch) wichtig? Und welche Formen sie zu leben sind überholt, welche notwendig und hilfreich?

Ich denke, die Erlebnisse und Eindrücke der Reise werden uns noch weiter bewegen…

 

Gabriele Franke, Mitglied der EmmausWegGemeinschaft