„Dem Vergangenen: Dank, dem Kommenden: Ja!“ Dag Hammarskjöld
Nach einem längeren Entscheidungsprozess haben wir Missionsschwestern uns dazu entschieden, unsere soziale Einrichtung, das Familienwohnen zu schließen. Verschiedene Aspekte haben uns dazu veranlasst: Die Familien sind mittlerweile alle in eigenen Wohnungen bzw. in anderen geeigneten Einrichtungen untergekommen; wir sind in diesen Wochen noch mit letzten organisatorischen Maßnahmen beschäftigt. Das Wort von Dag Hammarskjöld begleitet uns, seit wir uns in diesem Übergang befinden: den Abschluss des Familienwohnens gestalten und leben und parallel erste Überlegungen tätigen, für das Neue, das nachfolgend entstehen soll: „Dem Vergangenen: Dank, dem Kommenden: Ja!“
Über dem Abschlussfest am 12. Januar in den Räumen der Pfarre Erlöserkirche in Wien stand ein riesiges DANKE für alles, was uns in den vergangenen fast 30 Jahren auf vielfältige Weise geschenkt wurde. Es war uns eine große Freude, mit fast 150 Gästen aus nah und fern zu feiern und diesen Dank noch mal auszusprechen an viele Menschen, die uns in diesen Jahren begleitet, unterstützt, für und mit uns gebetet, mit uns zusammen gearbeitet, uns den Rücken gestärkt oder auch eine Zeit lang bei uns gewohnt haben.
Im Mittelpunkt der Feier stand die biblische Erzählung von der Witwe von Sarepta aus dem ersten Buch der Könige: Im Teilen und in der Gastfreundschaft wurde sie selber zur Beschenkten und erfuhr, dass ihre Vorräte – Mehl und Öl – nie versiegten. So viele haben dafür gesorgt, dass unsere Vorräte nicht zu Ende gingen! Diese Erfahrung durften wir Missionsschwestern immer wieder machen. Der Name des Hauses ist wirklich zum Leitmotiv und Programm für uns geworden.
Die Begegnungen bei Kaffee und Kuchen oder wienerisch Jause, die Mitwirkung aller bei ernsten und heiteren Quizfragen, die einen thematischen Querschnitt durch die vergangenen 30 Jahre abbildeten, und – als Höhepunkt und Abschluss – die liturgische Feier in der Kirche, bei dem auch die Witwe von Sarepta in einem fiktiven Selbstgespräch zu Wort kam und fünf Symbole Wesentliches aus den 30 Jahren Familienwohnen zusammen fassten:
Das Netz als Zeichen für die wichtige Vernetzung mit Organisationen, Unterstützern und Freunden;
eine Kerze als Symbol für die vielen persönlichen und gemeinschaftlichen Feste, als wichtige Unterbrechung des Alltags
Luftballons, die die Buntheit und Vielfalt der Hausbewohner*innen darstellten;
das Kinderspielzeug als Zeichen für die vielen Geburten, bei denen wir mitgefiebert, gehofft und gebangt haben und Scherben für das Misslungene, sowie die Weltkugel für den internationalen und kulturell vielfältigen Reichtum der Bewohner*innen.
Erfüllt von diesem schönen Fest und voller Dankbarkeit können wir zuversichtlich in die Zukunft gehen. Das Haus Sarepta bleibt bestehen; die Gruppe der Schwestern mit dem aktuellen Schwerpunkt von Pastoral und Ordensausbildung bleibt. Die zukünftige Nutzung der Räumlichkeiten wird sich zeigen und entwickeln. Wir vertrauen, dass Gott, der uns verlässlich durch all die schönen und schweren Situationen der vergangenen Jahre geführt hat, uns auch weiterhin auf unserem Weg hier in Wien begleitet!
Sr. Renate Drexler, Wien