Jetzt, am 1. September, beginnt sie wieder: die jährliche „Schöpfungszeit“, eine ökumenische Initiative der christlichen Kirchen. Dauer: bis 4. Oktober, dem Fest des heiligen Franziskus. Nun könnte man den Eindruck haben, dass es da um „das Andere“ des Menschen geht – die Natur, die Schöpfung eben, wie wir sagen.
Das ist ja nicht falsch, aber es ist gleichzeitig wichtig zu sehen, dass wir als Menschen nicht über der Schöpfung stehen, sondern ein Teil von ihr sind. Geschöpf unter Geschöpfen Gottes. Das hat mich heute in einem Text des heiligen Augustinus angesprochen, wo er betont: der Mensch – ein Teil der Schöpfung. Als solcher preist er Gott, als solcher sieht er sich auch als Sünder. Und ja, auch wenn es hart klingt: Wir Menschen versündigen uns oft an der Natur, an diesem Teil der guten Schöpfung Gottes und damit auch an anderen Menschen, die etwa unter Umweltzerstörung leiden.
Vieles ist uns mehr oder minder bewusst. Guten Willen und Vorsätze haben wir meist. Dann scheitert es oft an unserer Bequemlichkeit – oder auch am Geld. Vor kurzem wurde eine Untersuchung veröffentlicht, dass viele Menschen das Ideal, umwelt- und sozialgerecht einzukaufen, anstreben. Aber dann schlägt günstig wieder gerecht: niedrigerer Preis, bequemere Verpackung (Plastik) usw. Ich weiß, wovon ich rede: ich bin eine von diesen. Immer, wenn ich vor Verkaufsregalen stehe. Mein Weg ist noch lang, und ich werde immer wieder Entscheidungen in die eine oder andere Richtung treffen. Es wird eine Spannung bleiben.
Papst Franziskus sagt dazu in seinem Brief zur diesjährigen Schöpfungszeit, die unter dem Thema „Hoffe und handle mit der Schöpfung“ steht: Der Heilige Geist ruft die Glaubenden „zur Umkehr in ihrer Lebensweise auf. … Diese Umkehr besteht darin, von der Arroganz derer, die ihre Mitmenschen und die Natur beherrschen wollen …, zur Demut jener überzugehen, die für die Anderen und die Schöpfung Sorge tragen“ (Nr.5). Und das Ziel? „Ein Leben, das zu einem Liebeslied für Gott wird, für die Menschheit, mit der Schöpfung und für die Schöpfung, und das in der Heiligkeit zu seiner Vollendung findet“ (Nr. 9).
Große und (ge-) wichtige Worte, die in kleiner Münze eingelöst werden müssen. Beginnend in der Schöpfungszeit 2024? In Umkehr und Loblied auf Gott.
Sr. Anneliese Herzig, Wien
