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Wir laden ein zu Veranstaltungen: Gesprächskreise, Meditationstage, Exerzitienkurse, geistliche Begleitung,…
Wir schätzen die Begegnung mit Menschen und suchen mit ihnen den Austausch über Leben und Glauben.

Aktuelles

Ein Tag mit Madeleine Delbrêl

Am vergangenen Samstag fanden sich 18 Schwestern und Frauen aus der EmmausWegGemeinschaft im Kloster Stadl ein, um mit Frau Dr. Annette Schleinzer auf Spurensuche im Leben und Wirken der Madeleine Delbrêl zu gehen.

Frau Dr. Schleinzer hat – angeregt durch Prof. Karl Lehmann, dem späteren Bischof und Kardinal – Anfang der 1980er Jahre zu Madeleine Delbrêl promoviert und seitdem immer weiter  geforscht und sich mit ihr beschäftigt. Diese Frau ist seitdem zu ihrem Lebensthema geworden, das nach ihren eigenen Worten „niemals langweilig wird“.
Mehrmals im Jahr hält sie mit ihrem umfangreichen Wissen und ihrer persönlichen Leidenschaft Vorträge und Workshops vor verschiedenen Gruppen, zunehmend auch bei evangelischen Gruppen, was sie mit Begeisterung erzählt, weil auch Madeleine in ihrer Zeit schon undenkbare Grenzen überschritten hat.
Daneben beinhaltet ihre Tätigkeit auch zahlreiche Buchveröffentlichungen, die zu diesem Thema wohl als Standardwerke im deutschen Sprachraum zählen dürften.

Der gemeinsame Tag begann mit einer Vorstellungsrunde, wobei jede mit einem Zitat des „Kleinen Mönchs“ ein paar Worte von sich erzählte.

Am Vormittag brachte uns Frau Schleinzer die Biografie der Madeleine nahe, die von diversen Wendungen und auch Brüchen gekennzeichnet ist und doch gerade dadurch ermutigt, auch im eigenen Leben anzunehmen, dass nicht alles immer geradeaus geht.
Die Biografie im Detail hier wiederzugeben, wäre zu viel, aber wer sich interessiert kann im Internet und in den Büchern nachforschen.

(Außerdem sind hierzu natürlich auch die Bücher von Frau Schleinzer zu empfehlen!)

Ein paar Eckpunkte:

  • Von einem kindlichen katholischen Glauben über eine Zeit des Atheismus in der Jugend und Studentenzeit findet sie schließlich wieder eine Annäherung an den christlichen Glauben.
  • Sie wird Sozialarbeiterin und baut mit Gefährtinnen eine Sozialstation auf, für arme Fabrikarbeiter in Evry bei Paris. Sie arbeiten eng mit den dortigen Kommunisten zusammen, wofür sie von der kath. Kirche angefeindet werden.
  • In ihrer Gemeinschaft gibt es keine Gelübde oder Ordensregeln, sie leben ein kontemplatives Leben mitten unter den Menschen. Ihr Haus ist ein offenes Haus und Anlaufstelle für Hilfe aller Art.
  • Nach dem Zweiten Weltkrieg entsteht die Verbindung zur Bewegung der Arbeiterpriester, der „Mission de France“, für die sie auch ein Ausbildungskonzept für die Priesterausbildung erarbeitet und als Referentin und geistl. Begleiterin arbeitet.
  • Interessant auch, dass sie im Rahmen des Zweiten Vatikanischen Konzils an „Gaudium et spes“ mitgearbeitet hat, sie war eine große Verehrerin von Papst Johannes XXIII.
  • Völlig überraschend stirbt sie im Alter von 60 Jahren an einem Schlaganfall.

 

Der Nachmittag des Samstags war der inhaltlichen Arbeit gewidmet. Wir haben drei Themenschwerpunkte betrachtet:

  1. Wie können wir eine neue religiöse Sprache finden, die die Menschen der heutigen Zeit verstehen und mit der wir glaubhaft von Gott sprechen können?
    Unsere religiöse Sprache ist eine Fremdsprache, zudem sprechen wir langweilig und leblos von Gott. Wer sollte davon begeistert werden können?
  2. Wie können wir Menschen voller Herzensgüte werden?
    Das Herz der Menschen erstickt an einem Mangel an Güte, Menschen wollen wahrgenommen werden als die, die sie sind, absichtslos. „Ein einziger Akt der Güte kann die Menschen auf unbegreifliche Weise zu Gott hin in Bewegung setzen.“
  3. Wie können wir, dort wo wir stehen, „Gott einen Ort sichern“, eine „Insel göttlicher Anwesenheit“ sein, in der Anbetung ganz zweckfrei die Menschen „Gott ans Herz legen“?
    Sie sagt: „Seien Sie eine kleine Zelle der Liebe, dort wo sie sind. Sie werden für die Sache Gottes mehr bewirken als eine ganze Armee.“

Zwischendurch haben wir auch Musik gehört von einer Sängerin, Stephanie Lefebvre, die Texte von Madeleine Delbrêl vertont hat, am Ende sogar ein Stück mit der Originalstimme von Madeleine, was sehr bewegend war.

Es war wirklich beeindruckend, wie zeitgemäß ihre Gedanken und Überzeugungen auch und gerade in unserer Zeit noch immer sind. Ihr Mut, Grenzen zu überschreiten und das zu tun, was einfach ansteht, kann uns Ansporn sein in unserer Tätigkeit.

 

Heidi Kurfer, EmmausWegGemeinschaft