Beides liegt in unserer Hand!
Jesus trat in die Runde und sagt zu ihnen: Friede sei mit euch! Und als er das gesprochen, zeigte er ihnen die Hände und die Seite.” Joh 20.19b-20a
Für mich ist diese Begegnung zwischen Jesus und seinen Jüngern eine sehr kostbare Evangelienstelle, die mich immer wieder beschäftigt und herausfordert. Egal, ob ich an die vielen gewalttätigen Auseinandersetzungen in der Welt denke oder an den mühsamen Alltag im zwischenmenschlichen Bereich.
Beides liegt auf der Hand –
die Wunden und Verwundungen,
die äußeren und inneren Verletzungen,
die Enttäuschung und der Verrat,
das Alleingelassen werden und die Ohnmacht.
Aber auch das Entgegenkommen, das Angebot, Beziehung wieder auf zunehmen: “Friede euch!”
Beides liegt in Jesu Händen, beides hält er den Jüngern hin.
Jesus ermöglicht den Jüngern die Fortsetzung ihrer Beziehung. Der Verletzung und der Enttäuschung kann er seine Sehnsucht nach Zukunft und Frieden entgegensetzen. Mi den sichtbaren Wundmalen und den inneren Verwundungen geht er auf sie zu: Friede mit euch!
Das Geschehene wird nicht ungeschehen. Die Narben bleiben ein Leben lang. Es geht nicht darum, zu vergessen oder zu verdrängen. Für mciht läuft es darauf hinaus: Finde ich in meinem Inneren zu dieser Kraft und Haltung des ´trotzdem´, indem ich der schmerzhaften Erfahrung etwas entgegensetze?
Im Alltag und in der Weltpolitik geht Frieden vielleicht nur über diesen Weg, trotz Verwundung, wieder aufeinander zu gehen. Wissend, dass Wunden Zeit brauchen, um zu heilen. Den Zeitpunkt auf den anderen, auf die andere zuzugehen, können wir nur achtsam und respektvoll wählen. Vielleicht ist es der Schritt, der Menschen gemeinsam weitergehen lässt, wie Jesus uns seine Jünger. Vielleicht ist es der Impuls, der zumindest das Gegeneinander beednet und den Konflikt befriedet. Aus dem Verhalten Jesu höre ich für mich den Hinweis:
Beides liegt auf der Hand! Beides liegt in unserer Hand!
Sr. Ruth Maria Stamborski