Palmsonntag – ein Tag der Gegensätze
Der Palmsonntag ist für mich ein Tag der Gegensätze – damals wie heute. Die Freude über den friedlichen und hoffnungsvollen Einzug des Königs aller Welt in Jerusalem wird schnell überschattet vom Kreuz.
Der Einzug Jesu war wahrscheinlich nur ein Geschehen am Rande des großen Festtrubels in Jerusalem. Jesus reitet auf einem jungen Esel. Ein Esel ist nach dem Propheten Sacharja das Reittier des messianischen Friedenskönigs. Lukas nimmt dieses alttestamentliche Bild auf. Wer die alten Verheißungen kennt, kann erkennen: dieser Jesus ist der Messias, der sich als Friedensfürst versteht.
Die Lesung der Passion bringt es deutlich zum Ausdruck: Die Hosanna-Rufe schlagen um in den Ruf: Kreuzige ihn!
Jesu Weg war selbst für seine Jünger schwer zu verstehen. Sie brauchen lange, bis in ihnen der Glaube aufkeimt: Dieser Jesus ist wirklich der Messias, der Friedensfürst, indem er keine Gewalt anwendet, sondern das Leiden auf sich nimmt – aus Liebe.
Oft genug steht Jesu Lebensbewegung auch in Gegensatz zu meinen Wünschen und Hoffnungen. Nie werde ich Jesus ganz verstehen! Immer wird sein konsequenter Weg eine Herausforderung für mein Handeln bleiben. Doch das Feiern der Liturgie, das Mitgehen mit ihm gerade auch auf seinem letzten Weg nimmt mich mit – mehr und mehr ein Mensch in seiner Art und in seinem Sinne werden.
Im Mitgehen mit ihm vermögen wir die Gegensätze im eigenen Herzen zu erspüren und auszuhalten. Mit ihm können wir heil werden und fähig, in den Gegensätzen dieser Welt solidarisch zu sein mit den vielen, die heute einen Leidensweg zu gehen haben.
Mit ihm werden auch wir zu Botinnen und Boten des Friedens.
Sr. Barbara Bierler, München