„Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ -Joh. 20.26b-
Vor einigen Jahren kam ich durch Zufall zu einem Ehrenamt, das ich mir selber wahrscheinlich nicht gesucht hätte. In gewissen Abständen gehe ich zu Gefangenen um mit ihnen Glauben zu teilen.
In diesem Jahr hat mich wohl auch deshalb an Ostern folgender Text aus dem Johannesevangelium angesprochen:
„.. die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
Mein Weg als Ehrenamtliche im Gefängnis, beginnt ähnlich: verschlossene Türen, Kontrolle, ich begegne verängstigten Menschen mit gescheiterter Vergangenheit, unsicher, enttäuscht und meist ohne Perspektive. Im Innersten ihres Herzens aber vermute ich ein kleines Flämmchen Hoffnung, sonst würden sie zu dieser biblischen Meditation nicht kommen.
Auch ich bin da für die Gefangenen in Seinem Namen: wie mich der Vater gesandt hat.
Eine Lebensgeschichte, die ich vor einiger Zeit irgendwo gehört habe, bewegt mich und gibt mir Kraft für diesen Dienst.
Ein vietnamesischer Kardinal, der bereits verstorben ist, kam während der kommunistischen Regierung in ein sogenanntes Umerziehungslager. In lateinischer Sprache sang er jeden Morgen am Fenster, zum Hof des Lagers, das Veni Creator Spiritus, Komm Schöpfer Geist. Ein Wärter, der öfter mit dem Kardinal zu tun hatte, hörte diesen Gesang gelegentlich. Inzwischen konnten sich die beiden auch in lateinischer Sprache etwas verständigen. Eines Tages fragte der Wärter den Kardinal: Können Sie mir, bitte, nicht auch so ein lateinisches Lied lernen? Und der Kardinal lehrte ihn seinen gesungenen Hymnus einschließlich dem Abschluss: in saecula saeculorum. Amen.
Es kam die Zeit, da der Kardinal nicht mehr beten und singen konnte. Der Wärter aber sang nun im Hof vor seinem Fenster das Veni Creator Spiritus in lateinischer Sprache; mit dem Ende: in saecula saeculorum. Amen!
Diese Geschichte fällt mir immer wieder ein, wenn ich mich auf den Weg zu meinem Ehrenamt mache. Da brauche ich die Zuversicht, dass der Auferstandene die Herzen derer, die ich gleich treffen werde, bereits angesprochen hat.
Er wird auch durch mein Kommen und mein Bei-ihnen sein, tröstend und heilsam dabei sein.
Sr. Michaela Maria Holzner, Heimstetten