Vom Fenster des Schnellbootes Toppy aus gesehen, begrüßt uns der höchste Berg Kyushus, der 1936m hohe Miyanouradake auf der Insel Yakushima. Dorthin sollte unsere Jubiläumsfahrt gehen. Gleich am ersten Tag machen wir uns auf die Suche nach der kleinen Inselkirche, die freilich abgesperrt ist. Hier gibt es für die weniger als 10 Christen der Insel nur zweimal im Monat einen Gottesdienst. Unweit der Kirche steht ein Gedenkstein, der die Geschichte des italienischen Priesters Sidotti erzählt. Von der Kongregation für die Glaubensverbreitung in Rom war er angewiesen, sich ein Bild über die durch das Verfolgungsedikt fast völlig ausgelöschte Kirche in Japan zu machen. 1708 brachte ihn ein Schiff aus den Philippinen nach Japan und setzte ihn nachts vor der fast unzugänglichen Felsenküste von Yakushima in einem kleinen Boot ab. In Samurai-Verkleidung und unter Lebensgefahr ging er an Land und traf am Morgen auf einen Bauern, der ihn zwar vorübergehend bei sich aufnahm, aber dann den örtlichen Behörden übergab. Sidotti wurde daraufhin über Nagasaki nach Edo (Tokyo) gebracht, wo er bis zu seinem Tod im Jahre 1715 im Gefängnis verbrachte. Obwohl sein Tod die Folge einer Krankheit war, wird er als Martyrer bezeichnet.
Wenige Schritte vom Gedenkstein aus können wir einen Blick auf die schroffe Felsenküste werfen und uns die nächtliche Ankunft Sidottis unter den extremen Schwierigkeiten vergegenwärtigen. Gemeinsam beten wir für die Christen in Japan, daß Gott ihnen auf die Fürsprache der vielen Martyrer der Verfolgungszeit Mut und Kraft für ihren Glaubensweg schenken möge.
Durch einen schönen Zufall kommt es noch zu einer freudigen Begegnung mit zwei ehemaligen Bewohnerinnen unseres Studentinnenwohnheims. Mit den beiden Schwestern fühlen wir uns zurückversetzt in die Zeit vor ca.30 Jahren, als die beiden ihre Schulzeit in Kagoshima verbrachten. Im Gespräch erfahren wir, daß die ältere Schwester später in Tokyo die Taufe empfangen hatte. Das ist natürlich eine unerwartete Freude! Wir spüren, daß der Mut und der Einsatz des Lebens eines P.Sidotti auf der Insel Yakushima Frucht gebracht hat…
Dankbar für die gute Zeit dort auf der Insel, aber auch für die 50 Jahre unseres Dienstes in Japan, treten wir sechs Schwestern wieder die Heimreise an.
Sr. Monika Erhard, Japan