mit den Menschen leben und für sie Dasein, ihre Freuden und Sorgen teilen, da wo ich gerade lebe und arbeite. Missionarisch sein heißt für mich die Menschen mit denen ich lebe und arbeite auch an meinem Leben und unaufdringlich an meinem Glauben teilhaben zu lassen. Missionarisch sein ist für mich eine innere Haltung.
Wir als Missionsschwestern haben ja nicht nur Schwestern hier in Deutschland und Österreich, sondern auch in Japan, Bolivien, Chile und der Ukraine. Früher, auch nach meinem Eintritt in die Gemeinschaft 1985 habe ich Mission so verstanden, dass wir als gut ausgebildete Deutsche in eines unserer „Missionsländer“ gehen und dort den Menschen „zeigen“, wie Leben und Glauben geht.
Bei einem einjährigen Aufenthalt in Bolivien 1997 habe ich gelernt, dass dem nicht so ist. Ich war diejenige, die viel gelernt hat, die oft beschämt war ob dem tiefen und echten Glauben der Menschen im Urwald. Sie hatten damals keinen Anschluss an unseren vermeintlichen Fortschritt, trotzdem erlebte ich sie zutiefst glücklich und zufrieden erlebt. Ich habe gelernt, nicht mit „deutschen Augen“ in ein mir fremdes Land schauen und nicht meine Bedürfnisse in die Menschen dort hinein projizieren zu dürfen. Ich habe ganz viel geschaut, gestaunt und zugehört. Mit der Zeit ist dann in den Begegnungen ein gegenseitiges Geben und Nehmen gewachsen.
Als Missionsschwestern vom Heiligsten Erlöser tragen wir ja schon in unseren Namen unser Programm. Lange bin ich schon wieder aus Bolivien zurück und arbeite hier in Deutschland als Hauswirtschafts–und Küchenleiterin: viele, viele Jahre innerhalb unserer Gemeinschaft, dann ein Jahrzehnt in einer Großküche in einem Seniorenheim und jetzt in Cham im Exerzitienhaus unserer Mitbrüder, der Redemptoristen.
Bin ich missionarisch tätig? Kann ich mit meinem Beruf Missionsschwester sein? Heute kann ich sagen, dass das für mich überhaupt keine Fragen mehr sind. Meine Art und Weise wie ich die verschiedenen Kurse und Gäste im Haus im Blick habe und den Speiseplan entsprechend gestalte, wie ich den Dienstplan in Absprache mit meinen Kolleginnen gestalte, wie ich einfach in der Küche mit dabei bin und tue was gerade anliegt, wie ich bereichsübergreifend Kontakte pflege, wie ich den Gästen begegne…….wenn ich ein offenes Ohr für meine Kolleginnen, Mitbrüder und Mitschwestern habe, wenn ich meinen Kolleginnen selbstständiges Arbeiten zutraue…… Das alles tue ich ja nicht mit meinem Kopf, es kommt einfach so aus mir heraus. Das macht für mich mein Sein als Missionsschwester aus zu dem Gott mich berufen hat.
Sr. Karola Kückelmann, Cham