Im vergangenen Jahr habe ich mich viele Monate unfreiwillig in Geduld geübt.
Geduld – was ist das überhaupt? Die Fähigkeit zu warten oder zu ertragen, ruhig und beherzt abzuwarten, dass eine Situation, ein Zustand, ein Mensch anders, und natürlich besser wird. Ich kann und muss damit umgehen.
Geduld ist eine Tugend und hat mit Ausdauer und Beharrlichkeit zu tun. Manche Menschen zeichnet eine Engelsgeduld aus, anderen reißt auch mal der Geduldsfaden. Geduld heißt altertümlich Langmut. Das fordert von mir auch Hoffnung und Vertrauen.
Eine besondere Geduldsübung ist für mich meine „Amaryllis-Züchtung“. Jedes Jahr hoffe ich aufs Neue, dass die alten, von den letzten Jahren gepflegten Zwiebeln, neu zum Blühen kommen. Auch dieses Jahr war es so. Sie bekommen Erde, Wasser, Wärme, Licht und viel Aufmerksamkeit. Und ich brauche viel Geduld und Ausdauer. Wenn die neu gekauften „weihnachtlichen“ Amaryllis abgeblüht sind, dann fangen meine – mit viel Glück – oder soll ich sagen Geduld, im Februar tatsächlich auch zu blühen an. Für mich immer wieder ein Wunder von neuem Leben, wenn sie nicht nur Blätter treiben, sondern Blüten ansetzen und ihre Pracht entfalten – ein Wunder, auf das ich mit Geduld warte.
Wenn ich das auf mein Leben übertrage, dann denke ich dankbar daran, wieviel Geduld mir schon von Menschen geschenkt wurde und wieviel Langmut wohl Gott für mich übrig hat, bis bei mir etwas zum Blühen kommt. Und wie sehr doch die Aussage zutrifft: „Denn wie kann man auf etwas hoffen, das man nicht sieht? Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld.“ (Röm 8,24-25)
Situationen und Menschen strapazieren oft unsere Geduld. Dass wir dann gut durchkommen, nicht allein sind und etwas zum Blühen kommt, das wünsche ich uns für die kommende Zeit.
Sr. Katharina Böller, München