Wir feiern Ostern. Mit diesem Fest endet die Fastenzeit, österliche Bußzeit – gerne nenne ich sie auch Weg-Zeit auf Ostern hin – und wir begehen feierlich die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus.
Wie viele Vorsätze hat sich wohl jeder schon in seinem Leben für die 40 Tage vor Ostern genommen und wie oft auch gebrochen. In diesem Jahr des Heiles 2020 traten die Vorsätze in die zweite Reihe, weil die Corona-Krise sich allgegenwärtig in den Vordergrund stellt.
Die Kar- und Osterliturgien können nicht in vertrauter Weise begangen werden. Und doch ist Ostern. Es ist der österlich lebendige Herr. Das Leben ist stärker als der Tod, es setzt sich immer durch, nur oft in einer Weise, die nicht sofort erkannt wird. Die biblischen Ostererzählungen berichten davon, wie mühsam, oft holprig auch die Menschen in Jesu Lebensumfeld zum Glauben an den Auferstanden fanden. Aber sobald der Glaube durchbrach, war die Freude riesengroß und unzerstörbar und sie wurde weitergetragen – bis in unsere Zeit.
Ich lebe im Zentrum Münchens. Pulsierendes Leben 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr – normalerweise. Und jetzt: Kein Verkehrsstau, abends kommt die Stadt zur Ruhe. Was ist normal? Hat dieses Weniger – weniger Lärm, weniger Konsum in seiner vielfältigsten Form – nicht auch etwas Wohltuendes? Was von dem, was ich habe und tue, brauche ich wirklich, ist wirklich wichtig. Vielleicht will bewusst werden, warum etwas wichtig ist und wieviel braucht es von dem Wichtigen. Das ist die Frage nach Menge und Qualität. Verhindert die Menge nicht zuweilen das Auskosten des Wertvollen bis zu seinem Grund?
Die Krise wird vorübergehen, auch wenn man noch nicht weiß wann. Kann etwas von dem, was bei allem Mühsamen wertvoll wurde, vielleicht neu wertvoll wurde, bewahrt werden?
Ich weiß nicht, ob ich gesund durch die Coronakrisenzeit komme, oder daran schwer erkranke. Glaubend weiß ich, dass ich ins Leben hinein sterben werde, wann auch immer das sein wird. Darum feiere ich Ostern, in diesem Jahr ohne die gewohnte Liturgie, aber mit den vertrauten Erzählungen. Ich lasse mir neu zu sagen: Das Leben setzt sich durch. Und ich versuche zu erspüren, wie das Leben auf neue Weise wieder leise gelernt werden will.
Gesegnete Ostern in der Freude des Auferstandenen
Sr. Miriam Strunz, München