Die Erzählungen und Bilder des Palmsonntags haben eine große Spannweite. Unter Hosianna-Rufen zieht Jesus, auf einem Esel reitend, in Jerusalem ein, das kurze Zeit später vom kreuzige ihn übertönt wird.
Das Reiten auf einem Esel war in biblischer Zeit kein Zeichen von Armut oder Einfachheit, sondern ein Symbol von Vornehmheit. Ein zahmer Esel war das Reittier eines neuen Königs. Von dem künftigen Heilskönig erwartete man, dass er auf einem Esel reiten wird. Jesus hat diese Erwartung erfüllt.
Jesus weiß, was ihn in Jerusalem erwartet, aber er weiß auch, dass er hingehen muss, wenn er seiner Mission treu bleiben will.
Und der Esel? – Mir will scheinen, der Esel ist ein treuer Lebensbegleiter von Jesus. Er findet sich bereits an Weihnachten in der Krippe. Darstellungen der Flucht nach Ägypten und der Rückkehr aus Ägypten nach Nazareth zeigen die hl. Familie mit Maria und Jesus, die auf einem Esel reiten, der von Josef geführt wird.
Vom Anfang bis zum Ende ist der Esel im Leben von Jesus dabei. Als mir das auffiel, habe ich mich mal mit dem Esel beschäftigt und fand interessante Dinge, ganz andere als die weit verbreiteten Ansichten über Esel.
Der Esel ist klug. Er erkennt Gefahren, reagiert nicht mit Flucht, sondern bleibt stehen und wägt ab. Seine ausgeprägten Sinnesorgane dienen ihm dabei als Frühwarnsystem.
Esel sind gutmütig, gesellig und schließen Freundschaften.
Esel kennen keine Angst und sind deshalb gute Beschützer und verteidigen das ihnen anvertraute.
Ob man von so einem Esel lernen kann? Bei Gefahr nicht fliehen, sondern stehen bleiben, abwägen und den geschulten Sinnen trauen. Geselliges Miteinander wertschätzen und genießen. Das anvertraute schützen.
Versuchen wir immer wieder neu treue und verlässliche Weggefährten zu sein.
Gesegnete Kar- und Ostertage!
Sr. Miriam Strunz, München