„Mama schau, da ist ein Gullideckel!“ Lächelnd schaute ich auf das kleine Mädchen, das mit ihrem Fahrrad vor einer Schachtabdeckung Halt gemacht hat. Sogar über einen Deckel am Boden kann sie staunen – und wie ist das bei mir? Mit diesem Gedanken ging ich weiter des Weges.

Wie kostbar und schön sind doch die guten Augenblicke, in denen wir staunend die Wunder des Lebens erkennen. Die Blume am Wegrand, der Schmetterling, das Lächeln eines Kindes laden ein, bei den Überraschungen zu verweilen, die Gott uns schenkt.

Wer staunen kann, ist offen für Gottes Gegenwart – in allem!

Doch oft muss alles schnell gehen.
Man achtet vor allem auf das, was noch geschehen soll oder was man erreichen will.
Alles, was dazwischenkommt, wird bald als störend empfunden.
Mit der Zeit wächst der Druck, und die Aufmerksamkeit für das Lebendige, für sich selbst und andere, für die göttliche Gegenwart lässt nach. Ob man es merkt oder nicht – die Lebensfreude schwindet nach und nach.

Im Alltag sind wir nicht immer offen für die Überraschungen des Tages. Unsere Wahrnehmung ist in all den Anforderungen auf etwas anderes gelenkt.

Und gerade deswegen: Lassen wir uns einladen, in diesen sommerlichen Tagen die Seele nachkommen zu lassen. Freie Zeiten und Urlaub sind dafür gute Voraussetzungen.

Staunen können öffnet uns für das Glück des Augenblicks.

„Versage dir nicht das Glück von heute,
und an deinem Anteil an Lust gehe nicht vorüber.“
                                                                (Jesus Sirach 14,14, Jerusalemer Bibel)

Sr. Erika Wimmer, München – Die KLOSTER-WG