Als meine Gedanken vor einigen Wochen bereits in das neue Jahr voraus schweiften, kam mir dieser Satz aus dem Buch Hosea in den Sinn. Der Prophet verheißt ein gutes, gelingendes Lebens durch die (neue) Hinwendung zu Gott. Und er drückt für mich eine hoffnungsvolle, in diesen Zeiten sehr willkommene Aufbruchsstimmung aus!
„Nehmt Neuland unter den Pflug“ – wie kann das aber gehen, wenn angesichts der Pandemie Handlungsmöglichkeiten stark eingeschränkt, Kontakte und Begegnungen oft nur über technische Hilfsmittel möglich sind? Wie „zu neuen Ufern aufbrechen“ unter den Bedingungen des Lockdowns, inmitten vielerlei sonstiger Unsicherheiten und Widrigkeiten?
Für mich tun sich in diesem Satz zwei Perspektiven auf. Ein Aspekt könnte sein: Nimm das Land (die Zeit, die Umstände…) aktiv unter deinen Pflug, reagiere nicht nur auf das, was von außen auf dich einwirkt, sondern sei selbst die Handelnde, sei die, die anpackt, die gestaltet. Nimm die Möglichkeiten in die Hand, die dir – trotz allem – gegeben sind. Überlasse nicht der Resignation und Mutlosigkeit, der „Ich-kann-ja-doch-nichts-ändern-Mentalität“ das Feld, sondern suche selbst nach neuen Wegen, nach Alternativen. Welch kreative Ideen sind dabei vielerorts schon entstanden, gerade in Zeiten der Pandemie!
Und ich kann den Satz auch ein wenig anders lesen, vor allem dann, wenn sich für mich nach außen hin gar nicht so viel verändert: „Nimm das Land, in das du hineingestellt bist, neu unter deinen Pflug!“ Geh so damit um, als hättest du es noch nie gesehen, nicht vorher schon viele Male beackert. Gib dem, was dir in deinem Alltag begegnen will, eine neue Chance – sieh es an auf dem Hintergrund des Weihnachtsgeschehens. Schau mit den Augen des menschgewordenen Gottes darauf. Seit er in diese Welt gekommen ist, ist nichts mehr, wie es war: Gott ist Teil von allem, was ist, und er begegnet mir in jedem Menschen. Dieser neue, andere Blick auf meinen gewohnten Acker könnte sich lohnen – wer weiß, welchen Schatz ich beim Pflügen plötzlich darin entdecke!
Sr. Renate Drexler, München