Achtlos weggeworfen, mutwillig zerstört! Dieses Kreuz auf dem alten Friedhof eines zerstörten und wieder ausgegrabenen Dorfes im Grenzgebiet der ehemaligen Tschechoslowakei hat im vergangenen Sommer meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
„Mein Gott, so sind die Menschen mit dir umgegangen, damals, immer wieder, heute.
So sehr lieferst du dich uns aus, damals, immer wieder, heute. Warum?“ So ging es mir durch Kopf und Herz. Die Antwort war ohne Worte, und doch war sie da:
Nur die Liebe ist dazu fähig.
Wer liebt, erfährt auch Leid. Wenn wir fragen, ob wir jemanden leiden können, dann ist es die Frage nach der Liebe. Wenn ich jemanden nicht leiden kann, dann bin ich nicht bereit, für diesen Menschen etwas auf mich zu nehmen. Dort, wo Liebe ist, ist Bereitschaft, mitzutragen, solidarisch zu sein, mit und für jemanden etwas auszuhalten.
Wie kostbar, wenn mich jemand leiden kann. Wie stärkend, ermutigend, aufrichtend, wenn jemand sich für uns, für mich einsetzt, wenn jemand mit mir fühlen kann und da ist.
Es gibt Krisen, schwierige und sehr belastende Situationen – in diesen Monaten spüren wir es besonders stark. Doch da ist Einer, der mit uns fühlen kann, der immer da ist.
Schwäche, Ohnmacht, Not verbinden uns mit Jesus Christus, dem Gekreuzigten.
Wir können auf Ihn schauen, Seine Liebe.
Da ist einer, der die tiefste Dunkelheit durchlebt hat und mitfühlen kann. Im Blick auf Ihn dürfen wir erfahren, dass hinter allem Schmerz, hinter der verwundeten Liebe die Hoffnung auf Auferstehung durchscheint.
„Du kannst mich leiden – Du, mein Gott.“
Sr. Erika Wimmer, Cham