Der Gruß der Bergleute, der auch heute noch, auch ohne Bergbau, gesprochen wird. Mit dem Aussprechen ist der Wunsch verbunden: Möge sich der Berg auftun und das Erschließen, Abbauen und Fördern unter Tage gelingen. Dabei brauchte es Wagemut und Bereitschaft an die eigenen Grenzen und manchmal darüber hinauszugehen. So ähnlich, aber nicht so gefährlich, ging es mir am 15.01.2020. Ich machte mich in der Früh mit dem Zug von Wien Atzgersdorf nach Bochum Weitmar auf. Nach ca. 9 ½ Stunden kam ich im Pott an und Sr. Ulrike holte mich am Bahnhof ab. Wir gingen in die Hausgemeinschaft Franziskusstraße und das Wagnis begann.
Mich begleiteten viele Fragen: Wie wird es dort sein? Ist es dort nur flach, grau oder schwarz? Kann ich mich mit meinem oberbayerischen Dialekt gut verständlich ausdrücken? Sagt man da eigentlich Grüß Gott? Gibt es da Schrippen, Brötchen oder Semmeln? Und wie wird das werden in der Hausgemeinschaft?
Gemeinsam mit meinen Mitschwestern, entdeckte ich die Besonderheiten der Region. Dazu zählen die schönen Spazierwege und natürlich der schöne Schlosspark von Weitmar.
Aber auch die Bewältigung der Kriegsvergangenheit die deutlich wird in der Krypta der Heimkehrer-Dankeskirche, wo sich ein Gedenkort über Kriegsgefangenschaft befindet.
Auf Schritt und Tritt begegnete ich den Hinterlassenschaften des Kohlebergbaus und den Versuch damit umzugehen und neue Dinge entstehen zulassen, z.B. wie den Kreuzweg auf die Halde Haniel in Oberhausen. Die Stationen wurden gestaltet mit Gegenständen aus dem Bergbau.
Durch Sr. Ulrike sammelte ich Eindrücke im Brunnenprojekt und in der pastoralen Situation der Pfarrei St. Franziskus. Erlebte den ökumenischen Neujahrsempfang der Stadt Bochum im Bergwerkmuseum. Feierte im Essener Dom den Tag des geweihten Lebens, zusammen mit anderen Ordensleuten und besuchte das Jugendkloster in Kirchhellen.
Sr. Paula nahm mich mit in das Generationenhaus des BRK zu den Senioren und in die Bahnhofsmission im Bochumer HBF.
Beim Besuch von Sr. Franziska in der Gastkirche in Recklinghausen, bekam ich einen kleinen Einblick in ihre Arbeitsbereiche und dem Angebot dort.
In allen Projekten erlebte ich Seelsorge auf Augenhöhe der Menschen, die gerade gegenüberstehen. Ich beschreibe diese Art der Seelsorge mit „Einfach DASEIN“, am Beispiel wie Jesu es vorgelebt hat. Für mich als Novizin der Missionsschwestern von Heiligsten Erlöser stellt sich die Frage, umfasst das nicht eigentlich das Wort Mission? Im Auftrag Gottes gesendet sein und sein Ja für die Menschen für das Leben, für die Welt, für jede/n Einzelne/n in dieser Welt erfahrbar werden zu lassen, durch „Einfach DASEIN“. Im gegenseitigen Respekt und Achtung der anderen Religionen und Kulturen, in der ganzheitlichen Sicht auf den Menschen. Genau da, wird ein kleines Stück Gottes Gerechtigkeit Wirklichkeit. Ich habe erfahren, dass das „Einfach DASEIN“, keine Einbahnstraße ist, sondern ein gegenseitiges annehmen, wertschätzen und lernen voneinander. Dadurch geschieht was Menschsein so wertvoll macht: Annäherung, Begegnung auf DU und DU, auf Augenhöhe. Manche fragen: Einfach nur DASEIN und… was tun sie? Ich glaube sehr viel: Raum schaffen für Begegnung, mit verschiedenen Nationen und Religionen gemeinsam Spielen an einem Tisch. Aber auch Zuhören, Unterstützen, Zutrauen schenken und erhalten und vieles mehr.
All das was ich in der Erfahrungszeit erlebt habe, hat in mir den Antrieb für meinen Weg zur Gemeindereferentin und die Entscheidung für das Noviziat aufgeweckt: Ich will für die Welt um mich herum EINFACH DASEIN. EINFACH DASEIN, weil GOTT auch für mich EINFACH DA IST.
Die Erfahrungszeit in Bochum war für mich eine sehr wertvolle Zeit. So kann ich nur Danke sagen an die Hausgemeinschaft in Bochum, für den Wagemut mich für die dreieinhalb Wochen aufzunehmen. Danke auch an alle Menschen denen ich begegnet bin und mich beeindruckten mit ihrer Offenheit und Engagement, damit sich die Hoffnung wie bei den Bergleuten erfüllt:
„Der Berg soll sich öffnen und die Schätze zu Tage bringen“.
GLÜCK AUF!
Sr. Cäcilia Schwaiger, Wien