Der Hl. Nikolaus von Myra – ein Heiliger der Nächstenliebe und Barmherzigkeit
Der Heilige Nikolaus gehört wesentlich zu den Gestalten, die die Zeit des Advents prägen. Jeder und jede von uns verbindet sicher Erinnerungen an die Kindheit oder andere Begegnungen mit diesem Mann, um den sich viele Legenden als „Nothelfer“ und Heiligen der Barmherzigkeit und Nächstenliebe ranken.
Seine Güte und tatkräftige Hilfsbereitschaft wird in zahlreichen Überlieferungen ausgedrückt: Er verhilft drei armen Mädchen zur Heirat, indem er ihnen durch das offene Fenster Gold zugeworfen hat, er rettet aus Gefängnis und Seenot. Berühmt ist auch sein „Kornwunder“. Als eine Hungersnot in Myra ausgebrochen war, überredet er die Kapitäne einiger alexandrinischer Schiffe, die dem Kaiser gehörten, Korn auszuladen und da geschah das Wunder: Die Schiffe hatten nicht an Gewicht verloren, als sie danach gewogen wurden. So wurden die Seeleute nicht bestraft für ihre Hilfsbereitschaft und die hungernden Bürger von Myra hatten genug Getreide für zwei Jahre, so heißt es…
Historisch belegt ist, dass der Hl. Nikolaus um das Jahr 300 Bischof von Myra in Lykien (in der heutigen Türkei gelegen) wurde. In der Zeit der Christenverfolgung geriet er um 310 in Gefangenschaft und wurde schwer misshandelt. Im Jahr 325 nahm er am Konzil von Nicäa teil, welches die Gottheit Jesu Christi, seine Wesensgleichheit mit dem Vater gegen die damaligen Angriffe verteidigte. Um 350 starb er in Myra. Im Jahre 1087 wurden die Gebeine des Heiligen nach Bari in Süditalien gebracht.
Schon bald wurde Nikolaus als echter „Volksheiligen“ verehrt und in vielen Notsituationen angerufen und seine Verehrung verbreitete sich in der ganzen christlichen Welt. Sein Gedächtnis wird bis heute am 6.12. im lateinischen und am 19.12. im ostkirchlichen Ritus begangen. So verbindet er auch die Kirche in Ost und West.
Schade, dass heute der Heilige Nikolaus oft vom „Weihnachtsmann“ ganz verdrängt wird. Wenn wir uns das Leben des Hl. Nikolaus in Erinnerung rufen, so finden wir darin Vieles, was unserer Welt von heute sehr nottut: Solidarität und Nächstenliebe, Zivilcourage und ein tiefes Vertrauen auf Gott, der auf der Seite der Armen steht und denen nahe ist, die großzügig austeilen.
Aus meiner Zeit in der Ukraine habe ich einen ganz starken Eindruck mitgebracht von unseren „Nikolausaktionen“, die wir in Kinderkrankenhäusern und Altenheimen jedes Jahr durchführten. Selten habe ich sonst so strahlende, erwartungsvolle und verzauberte Augen gesehen bei Jung und Alt. Und oft habe ich mir gedacht: „Wie wenig braucht es doch manchmal, um Menschen in ihrem oft traurigen oder einsamen Alltag eine kleine Freude zu bereiten, nicht mehr als ein kleines Päckchen mit süßen Sachen, ein paar Nüssen und Mandarinen, ein Lächeln und ein wenig Zeit zur Begegnung…
Das Jahr der Barmherzigkeit, das Papst Franziskus ausgerufen hatte, neigt sich dem Ende zu. Mögen wir manchmal einander „Nikolaus“ sein und uns beschenken lassen von dankbaren und strahlenden Augen!
Sr. Margret Obereder, Stadl Generalat