Am 3. Oktober, dem Gründungstag unserer Gemeinschaft, konnten wir mit vier Schwestern „Erntedank“ feiern. Sr. Antonia Halene, Sr. Irmgard Buchner, Sr. Theresia Lechner und Sr. Rosina Fund (die das Fest in ihrer Provinz Chile begehen durfte) blickten auf 60 Jahre als Missionsschwestern vom Heiligsten Erlöser zurück – ein kleines Erntedankfest: mit Dankbarkeit sich der Ernte zu vergewissern, die aus der ausgebrachten Saat erwachsen ist.
Für den Festgottesdienst stellten uns die Mitbrüder aus Gars – wie schon bei der Professfeier vor einigen Wochen – ihre Hauskapelle zur Verfügung, damit unter Einhaltung der Abstandsregelung eine möglichst große Anzahl von Schwestern mitfeiern konnte. P. Augustin Schmied, ein langjähriger Wegbegleiter unserer Gemeinschaft, stand der Liturgie vor; Sr. Ruth Maria Stamborski als Provinzoberin hielt die Festansprache.
Sie betonte den Mut, die Neugierde und die Aufgeschlossenheit der Schwestern, sich damals einer ganz neu gegründeten Gemeinschaft, ohne Tradition und Vorerfahrungen, anzuschließen. In der Zeit des Wiederaufbaus nach den Kriegswirren, nach Not, Flucht und Vertreibung wollten die jungen Frauen ganz konkret mitwirken am Aufbau einer gerechteren und friedvollen Zukunft – und sie brachten sich dafür mit ihren je eigenen Charismen ein. Jede stünde für einen besonderen Aspekt unserer Kongregation. Bei Sr. Irmgard seien dies vor allem ihre Freude und Dankbarkeit: wie oft sei der Satz „Ich bin so froh, dass…“ von ihr zu hören! In ihrer Sorge für alte und kranke Menschen – in der Sozialstation Waldkraiburg und zuletzt auf der Krankenstation in Gars – hätte sie sich gerade um die Notleidenden und Armen angenommen, ganz im Sinne des Hl. Alfonsus.
Sr. Theresia zeichne insbesondere ihr Sinn für gestalterische Kreativität aus, womit sie immer eine gastliche und einladende Atmosphäre im Haus schaffe. In ihrer Tätigkeit hätte sie den pastoralen Schwerpunkt der Gemeinschaft verkörpert: anfangs in der Arbeit mit SchülerInnen und Jugendlichen, zuletzt in ihrem Dasein für spirituell Suchende im Exerzitienhaus Cham.
Sr. Antonias Interesse galt seit jeher der Theologie und spirituellen Fragen, was auch in ihrem Beten Ausdruck fände. Nicht zuletzt aufgrund ihrer langjährigen Tätigkeit in Bolivien und Chile hätte sie einen besonderen Blick auf die weltweite Ausrichtung unserer Kongregation.
Schließlich verbinde die Schwestern die große Sehnsucht nach einem erfüllten Leben in der Nachfolge Jesu Christi, unseres Erlösers – auch jetzt, wenn der Radius kleiner, die Wege bescheidener und mühevoller geworden sind. In unserer Ordenspatronin, der kleinen Thérèse von Lisieux, hätten sie dabei ein großes Vorbild. Gerade das Leben mit Schwäche, Krankheit und Ängsten inmitten des manchmal eintönigen Alltags hat Thérèse noch tiefer in die liebende Beziehung zu Gott gebracht und in ihr die deutliche Entscheidung für die Liebe hervorgerufen: „Im Herzen der Kirche werde ich die Liebe sein. Ich werde mich auch bei Widerwärtigkeiten nicht von der Liebe abbringen lassen.“ Durch ihren „kleinen Weg“ habe sie gelernt, von sich weg auf Größeres zu schauen und sich ganz an der Barmherzigkeit Gottes festzumachen. Ein Wunsch, den Sr. Ruth Maria nicht nur den Jubilarinnen, sondern allen Anwesenden mit auf den Weg gab!
Sr. Renate Drexler
PS: Auf unserer Facebook Seite findet man den Beitrag unserer Schwestern aus Chile zum 60jährigen Jubiläum von Sr. Rosina Fund