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Aktuelles

Fronleichnam

In meiner Kindheit war Fronleichnam mein persönliches Hochfest: das schöne weiße Kleid,  Blumenblätter streuen, das Kränzchen im Haar, der prächtige „Himmel“, unter dem der Priester die Monstranz trug und hinter dem wir alle herliefen. All das hat mich fasziniert. Auf dem ersten Foto davon bin ich gerade einmal 15 Monate alt. Was mit dem Ganzen wirklich gemeint war, habe ich vermutlich nicht verstanden. Oder vielleicht doch: „mit Jesus durch die Straßen gehen“.

 

Der Ursprung dieses Festes liegt in den Visionen der Juliana von Lüttich (+1258), die eine hell erleuchtete Mondscheibe mit einem dunklen Fleck gesehen hat. Christus eröffnete ihr, dass der Mond für die Kirche steht – und dass dieser ein Fest fehlt: Ein ausdrückliches Fest der Eucharistie, des „Herrenleibes“. Nichts anderes heißt das im Deutschen eigenartig klingende „Fronleichnam“ übersetzt. „Leichnam“ meint „Leib“ und hat nichts mit dem toten Körper eines Menschen zu tun. Das ist wichtig, denn dieses so katholische Fest lebt von dem Glauben, dass nicht ein totes Ding durch die Straßen getragen wird, sondern dass in dem Brot, das in der Messe konsekriert wurde, Jesus Christus lebendig gegenwärtig ist. Auch nicht gerade leicht zu verstehen. Erst vor kurzem ist mir da ein Gedanke zu Hilfe gekommen: Neben der verbalen Kommunikation gibt es auch die non-verbale Kommunikation, Gesten, Mimik, Zeichen, die wir setzen. In unserem Miteinander ist sie sogar manchmal wichtiger als die Wörter. Auch in ihr bin ich „ganz drin“.  Das Zeichen der Eucharistie ist so etwas wie non-verbale Kommunikation Jesu mit uns. Und was „sagt“ Jesus Christus da? „Ich bin Nahrung für dein Leben“. „Ich gebe mich in deine Hand – gib mich weiter“. „Hier kannst du mich berühren“. „Auch du kannst verwandelt werden“. „In den kleinen zerbrechlichen Zeichen des Alltags kannst du mich finden“. „So wie Korn für das Brot gemahlen wird, so habe ich mein Leben für dich zerreiben lassen“.  Diese Botschaft meditieren wir auch, wenn wir uns zur eucharistischen Anbetung versammeln, die zum einen wie das Fronleichnamsfest vielen fremd geworden ist und gleichzeitig wieder junge Menschen neu begeistert.

Fronleichnam ist kein einfaches Fest. Manchmal ist es auch zur Show geworden. Man kann es magisch missverstehen. Vielleicht  hilft da mein schlichter Kindergedanke weiter: „Mit Jesus durch die Straßen gehen“ – und zeigen, wer er für mich ist. Vielleicht werden wir es in diesem Jahr nicht in einer Prozession tun. Oder das liegt jemandem überhaupt nicht. Aber ich kann ja eigentlich immer „mit Jesus durch die Straßen gehen“ und durch mein Handeln zeigen, wer er für mich ist und dass ich in seiner Spur unterwegs sein will: selbst berührbar sein für die Not anderer; kleine zärtliche Zeichen setzen; nicht nur im „Schongang“ unterwegs sein, sondern mich investieren für etwas, für jemanden.

 

Sr. Anneliese Herzig MSsR, Wien

http://www.quovadis.or.at/angebote/aktuell/116-fronleichnam