Im Haus St. Benno, der Wohnungslosenhilfe-Einrichtung des Katholischen Männerfürsorgevereins München e.V., in der ich seit anderthalb Jahren als Leiterin des Sozialdienstes arbeite, durften wir einen besonderen Gast begrüßen: Sr. Teodora Shulak, die Generaloberin unserer Gemeinschaft, erklärte sich bereit, über Erfahrungen und Hoffnungszeichen während des russischen Angriffskrieges zu berichten. In der dort regelmäßig angebotenen offenen Gesprächsgruppe war vor einigen Monaten gewünscht worden, sich zum Thema „Ukraine“ auszutauschen. Damals schon war die Betroffenheit über den Krieg groß und konnte im Gespräch miteinander zum Ausdruck gebracht und bearbeitet werden.
Nun hat Sr. Teodora, die den Anfang und den Verlauf des Krieges hautnah in der Ukraine miterlebt hat, in St. Benno von ihren Erfahrungen und den Mut machenden Initiativen der Schwestern berichtet. Dabei legte sie Wert darauf, nicht zu klagen und zu beschuldigen, sondern die Realität anzuschauen – trotz des großen Leids und des erlittenen Unrechts. Im Vordergrund ihrer Präsentation standen die Hoffnungszeichen, an die sich die Menschen in dieser Situation klammern. So erzählte sie von einer Frau, die mit ihrem Mann nun in der Garage neben ihrem komplett zerstörten Haus wohnt und das kleine Gärtchen mit Liebe und Hingabe pflegt – „damit das Leben weitergeht!“ In einer Kommunität hatten die Schwestern muslimische Flüchtlingsfamilien aufgenommen – die hochschwangere Frau brachte im Kloster ihr Baby zur Welt. Und Jugendliche eines Gymnasiums hatten für das Fest zum Schuljahresende einen ausdrucksstarken Tanz einstudiert. Beeindruckend, wie sie diesen Tanz auf dem Sportplatz vor den Ruinen der ausgebombten Schule darboten! Weitere Initiativen waren Angebote von Kinderlagern und Spielnachmittagen oder – gemeinsam mit den Redemptoristen – musikalische Darbietungen für die Menschen in den zerstörten Dörfern. Die hoffnungsfrohe österliche Botschaft „Das Leben siegt über den Tod!“ war an vielen Orten und in kleinen Gesten und Begegnungen spürbar!
Die Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen im Haus St. Benno bedankten sich herzlich für die berührende Darstellung aus der Sicht einer direkt Betroffenen.
Sr. Renate Drexler, München