Sich ausreichend und gesund zu ernähren ist für jeden Menschen entscheidend. Genau da ist das Problem: viele Menschen auf dieser Erde können das nicht. In vielen Ländern des globalen Südens, aber auch hier bei uns.
Die „weltkirche.tagung“ in Lambach/Oberösterreich griff diese Problematik unter dem Thema auf: Ernährungsgerechtigkeit. Auf dem Weg zur globalen Tischgemeinschaft. Den Anstoß dafür bildete die Enzyklika Laudato Si‘ von Papst Franziskus.
Mir ist in diesen Tagen einiges bewusst geworden:
– Wir können die Frage der Ernährung nicht isoliert anschauen. Sie ist verbunden mit vielen anderen Themen wie Klimawandel, Marktlogik, gewaltsame Auseinandersetzungen, Bergbau, Landrechte, Verstädterung, ungerechte Verteilung von finanziellen Ressourcen und Macht auf dieser Erde. „Ernährung ist keine Frage der Produktion, sondern der Gerechtigkeit“ – das war einer der markigen Sätze. Eigentlich könnte unsere Erde alle Menschen, die auf ihr leben, gut ernähren.
– Eines der großen Probleme sind weggeworfene Lebensmittel. Und das beginnt nicht erst in unserer Mülltonne, sondern schon auf dem Acker und setzt sich in der Lieferkette fort. Was nicht passt, kommt weg. Nur ein Beispiel unter unzähligen: Was in Wien täglich an Brot weggeworfen wird, könnte den Bedarf der zweitgrößten Stadt Österreichs – Graz – decken.
– Kleinere landwirtschaftliche Betriebe ernähren zu 70% die Welt, verbrauchen aber nur 30% des Wassers. Beim Agrobusiness ist es genau umgekehrt. Manche Städte Brasiliens merken schon den Wassermangel. „Bald werden wir das Problem alle merken, in Süd und Nord, in Land und Stadt“. Auch das ein Satz, der bleibt.
– „Ein Großteil der Anbauflächen werden nicht für Nahrungsmittel, sondern für die Treibstoff- oder Stromerzeugung eingesetzt oder für die Erzeugung von Futtermittel.“ Diakon Martin Mayr, der seit 1991 in Brasilien arbeitet und sich dort für die indigene Bevölkerung einsetzt, stellt das ganz klar. Ich muss umdenken, zum Beispiel meinen Fleischkonsum reduzieren. Ein wesentlicher Teil der CO2-Belastung verdankt sich großen Rinderherden und trägt zur Klimaerwärmung bei. Für den Anbau von Futtermitteln müssen Bauern ihr angestammtes Land verlassen.
„Was hindert uns eigentlich daran, den Wandel zur Ernährungsgerechtigkeit durchzuführen?“ Mit dieser Frage konfrontierte der Theologe Markus Büker (Misereor) das Publikum. Ja, was eigentlich? Zu Beginn der Eucharistiefeier haben wir gesammelt, was uns zögern lässt und es auf Holzbalken geklebt: Bequemlichkeit, Unwissenheit, Mutlosigkeit angesichts der Komplexität war dazu lesen.
Auch der Glaube an das immer fortschreitende Wirtschaftswachstum gehört dazu. Aus den Holzbalken haben wir den Altar gebaut und damit die Bitte verbunden: Wie Brot und Wein gewandelt werden, so mögen auch wir gewandelt werden, damit wir mutiger Schritte in die richtige Richtung setzen. Jeder und jede persönlich, aber eigentlich braucht es einen Systemwandel, damit Ernährungsgerechtigkeit wachsen kann und wir an der biblischen Vision von der globalen Tischgemeinschaft (Jes 25,6) mitbauen.
„Wir müssen uns fragen: Wie können wir akzeptieren, dass 800 Millionen Menschen hungern?“ Auch diese Frage hat uns Markus Büker unverblümt gestellt. Sie bleibt als Stachel und stachelt hoffentlich an, all unsere Kreativität einzusetzen, um die Verhältnisse zu ändern.
Sr. Anneliese Herzig, Wien
Weitere Informationen zur Tagung:
http://www.weltkirche-tagung.at/index.php?id=2 und