Am 14. September feiert die Kirche das Fest der Kreuzerhöhung. Was dieses Fest bedeutet, ist mir aufgegangen durch die erste Lesung vom Festtag, die Lesung aus dem Buch Numeri.
Es wird erzählt, wie das Volk Israel nach dem Auszug aus Ägypten durch Wüsten wandern muss – 40 Jahre lang, bis es endlich zum gelobten Land kommt, dem Land, in dem Milch und Honig fließen. Kurz vor dem Ziel jedoch ist der Weg versperrt, unüberwindbar. Wieder geht es zurück in die Richtung, aus der das Volk gekommen ist. Die Menschen sind müde und erschöpft – eine aussichtslose Situation.
In ihrer Verzweiflung wenden sie sich an Mose: Bitte Gott, dass er uns rettet!
Gott hilft. Aber anders als gedacht. Schicksalsschläge und Leid gehören zum Leben dazu, so bitter das auch ist. Das betone ich wirklich aus eigener Erfahrung. Gott hilft, indem er einen Weg zur Rettung zeigt.
Im Auftrag Gottes gibt Mose dem Volk etwas zum Aufblicken. Einen Halt für ihren fragenden, sorgenden, verzweifelten Blick. Eine Schlange aus Kupfer an einer Fahnenstange. Und es heißt: „Wenn nun jemand von einer Schlange gebissen wurde und zu der Kupferschlange aufblickte, blieb er am Leben“ (Num 21,9).
Mose holt die Menschen aus ihrer Niedergeschlagenheit und lenkt ihren Blick auf etwas, wohin sie aufblicken können. Sie sollen anschauen, was sie leiden lässt, was sie bedroht. Hinschauen ganz nach dem Motto:
Wegschauen geht nicht!
Oft wäre es im ersten Moment angenehmer,
die Nachrichten nicht sehen oder hören,
die Verantwortung ablehnen können,
den Auftrag zu handeln gar nicht an sich heranlassen müssen. Das kennen wir doch alle!
Im Aufblicken auf die Kupferschlange können sie sich neu orientieren und bleiben am Leben, mehr noch, sie kommen neu zum Leben, denn sie erhalten neuen Mut und Kraft zum Weitergehen. Gott schenkt diese Kraft.
Am Fest der Kreuzerhöhung schaue ich auf das Kreuz; auf Jesus – der seinen Blick nicht abgewandt hat, der sich als es schwierig wurde – nicht davongeschlichen hat.
Ich blicke auf und schaue der Wirklichkeit des Lebens ins Gesicht.
Leid, Not, Ohnmacht sind ein Teil. Ich schaue auf das Kreuz, und sehe auch die Hingabe, die Liebe Gottes zu uns Menschen, die grenzenlos ist und Trauer und Tod überwindet.
Sr. Edith Bilstein, Stadl